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  • AutorenbildAndrea

wotan wird wütend

Ich denke jedes Jahr um die Zeit daran was meine Oma immer gesagt hat:

Wer an den Weihnachtsfeiertagen Wäsche wäscht, wird das ganze Jahr mit der Wäsche nicht fertig werden und wenn zwischen Weihnachten und Neujahr jemand stirbt im Dorf, werden im folgenden Jahr 12 Menschen im Dorf sterben.


Dieser Aberglaube hat sicherlich mit den magischen Rauhnächten zu tun, das Wort Weihnachten bedeutet geweihte, heilige Nächte. Dieses Jahr bin ich zum ersten Mal im Zusammenhang mit den Rauhnächten auf das Thema Wäschewaschen gestoßen. Dem Brauch nach soll zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche gewaschen werden, da sonst im folgenden Jahre ein Mitglied der Familie stirbt. Dafür gibt es die abenteuerlichsten Erklärungen, denn in diesen Tagen sind die wilden Reiter unterwegs, die die weißen Leinen klauen. Daher kommt der Spruch: Die in diesen Tagen aufgehängten Leinen, werden einem im kommenden Jahr nur noch als Leichentuch dienen. Eine andere Legende besagt, dass Wotan, der nordische Gott, mit seinem achtbeinigen Hengst Sleipnir in der Zeit zwischen Weihnachten und dem sechsten Januar unterwegs sein soll. Wenn er sich in den Wäscheleinen verheddert, droht Verderben. Vor allem das Aufhängen von großen weißen Tüchern gilt als streng verboten, denn dann droht besonders den jungen Frauen Gefahr.


Rauhnächte


Viele werden diese Geschichten als Unsinn abtun, vor allem wenn sie in den letzten Jahren immer gewaschen haben und nichts passiert ist. Wie bei Märchen und allen Gleichnissen sind wir angehalten, zu überlegen, was uns diese Mythen heute noch zu sagen haben. Als Vorbereitung auf die Rauhnächte dürfen wir ausmisten, im Haus, im Kleiderschrank und auch unsere Glaubenssätze. Alles was uns dieses Jahr hinderlich war, kann weg. Die Rauhnächte können wir dann nutzen in uns zu gehen, die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits sind in diesen Tagen durchlässiger, daher fällt es uns leichter uns in dieser Zeit mit unserem inneren Kern verbinden. Ich kenne spirituelle kreative Menschen, die in den Rauhnächten aufstehen um schöpferisch tätig zu werden.


Goethe und der Weihnachtsbaum


Räuchern ist ein weit verbreiteter Brauch in den Rauhnächten. Um Haus, Mensch und Tier vor Unheil zu schützen, werden Heilpflanzen und Harze in Räucherschalen verräuchert und in jeden Winkel getragen. Dazu spricht man spezielle Gebete, welche die Schutzwirkung des Rauches noch verstärken. Die Räuchermännchen im Erzgebirge sind ein Hinweis auf diese - heutzutage als esoterisch geltende - Tradition. Überhaupt haben alle unsere Weihnachtstraditionen germanischen oder heidnischen Ursprungs. Kaum einer weiß, dass wir Goethe den Weihnachtsbaum zu verdanken haben. Lange Zeit wurden von der Kirche alle Bräuche der damaligen Naturvölker unterdrückt, so auch die Tradition immergrüne Zweige in der dunklen Jahreszeit ins Haus zu holen als Symbol für Lebenskraft. Goethe entdeckte damals in Leipzig einen geschmückten Tannenbaum in einem Haus, schrieb darüber und trug dazu bei, dass diese Tradition wieder auflebte.


Aus der Wäsche entwickeln


An den Weihnachtsfeiertagen und allen anderen Feiertagen denke ich an die Worte meiner Oma über das Wäschewaschen. Wenn ich grundsätzlich nur sonntags und an Feiertagen Zeit habe zu waschen, darf ich mich durchaus mal fragen, ob mein Leben in Ungleichgewicht geraten ist und ich vielleicht für die Arbeit zu viel Zeit aufbringe. Wenn ich also an den Weihnachtsfeiertagen wasche, war ich vermutlich davor rastlos und so geht es vermutlich gleich nach den Feiertagen und im kommenden Jahr weiter.


Heutzutage bestimmen nicht die Wochentage oder Uhrzeiten meine Arbeit, sondern die Natur, so ist es auch mit dem Wäschewaschen. Ich wasche nur Wäsche, wenn die Sonne scheint und genauso arbeite ich nur draußen, wenn es nicht regnet. In diesem Jahr gab es monatelang Sonne ohne Regen und dann kann es passieren, dass die Erholung zu kurz kommt. Wenn wir die Sonn- und Feiertage missachten, kommen Krankheiten, die uns daran erinnern, kürzer zu treten. Wotan warnt uns in der Regel vorher, wenn wir dann immer noch nicht hören, bleibt ihm nichts anderes übrig, als uns abzuholen.

Mir kommt gerade das Bild von Wotan auf dem Pferd, der sich in den Leintüchern an der Wäscheleine verwickelt, so wie wir uns im Leben und im Alltag verrannt und verwickelt haben. Entwickeln können wir uns nur selbst. Mythen, Märchen und Gleichnisse sollen uns als Hilfestellungen dienen.


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Du bist krank geworden, weil du dich zu lange von mir abgewandt hast.

Maik Mönnighoff


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